Einbeiniger Abgabenymphi

Hallo liebe Foris,

heute bin ich aus heiterem Himmel auf den Nymphensittich gekommen.
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht ganz neu im Gebiet der Vogelhaltung bin, was heute eindeutig das Glück des Vogels war.
Ich bin Welli-Halterin, habe derzeit einen Schwarm mit 17 Plüschis, mit eigenem Vogelzimmer. Auch bin ich im Besitz einer Zuchtgenehmigung. Der Tierschutz ist mir auch nicht fremd. Ich bin Pflegestelle für Wellis, habe schon viel schlimmes, was die Haltung betrifft gesehen und versuche, meinen Tieren das Bestmöglliche zu bieten. Also auf der Welliseite sind wir schon sehr gut unterwegs.
Heute fragt mich dann mein Mann, ob ich "so eine großen Sittich" habe will. (Er kennt sich da nicht so aus) Der zweite Satz lautete: Er hat nur ein Bein.
Uff! Ich habe dann per SMS geantwortet, dass ich ihn nicht haben will, ihm aber ein neues Zuhause suchen kann.
Ergebnis des ganzen ist, dass ich in der Mittagspausen einige Dinge aus dem Zoohandel besorgt habe, also Baumwollsitzstangen und Liegebrettchen, da der Spatz sicherlich mal sein übriges Bein anders be- oder entlasten muss.

Das größte, was wir dem Schatz bieten können, ist eine Voliere mit Maßen von 113x60x90. Die stammt noch aus den Zeiten, als wir "nur" 6 Wellis hatten. Aber ich denke, für den Spatzen reichts ersteinmal.

Dann kam jedenfalls mein Mann mit einer Transportox und darin saß dann der kleine namenlose Piepmatz. Er kommt aus einer Außenvoliere und soll 4-5 Jahre alt sein. Sein Partner ist gestorben, vermutlich weil die AV nicht sicher vor Raubtieren ist. Wie gesagt, fehlt ihm ein Bein, vermutlich aus demselben Grund. Den Stumpf oder was noch übrig ist, konnte ich noch nicht sehen. Zutraulich ist er nicht, hat uns fleißig angefaucht, wenn wir zu nah an die Box gingen.

Dann haben wir schnell die Voli eingerichtet und nun ist er eingezogen. Er macht einen fitten Eindruck, wirkt aber noch sehr unbeholfen. Fliegen kann er wohl einigermaßen. Er ist aber auch schon einpaar Mal in der Voliere abgestürzt. Ich hoffe, das legt sich noch, wenn er sich eingewöhnt hat.

Wir haben ihn jetzt ersteinmal Henry getauft, auch wenn es vielleicht eine Henrietta sein könnte. Da müsst ihr mir demnächst mal helfen

Können wir sonst noch etwas gutes für den Nymphie tun?

Hätte mein Männe den Kleinen nicht genommen, hätte der Besitzer ihn wohl fliegen lassen, von daher war das ganze eine Selbstverständlichkeit.
Kolbenhirse kennt er bestimmt gar nicht und wie in der AV gefüttert wurde, wissen wir nicht.
Henry turnt immernoch umher. Sein Gleichgewicht scheint noch nicht gut trainiert zu sein. Vermutlich ist die Verletzung noch nicht allzu lang her.
Wenn er am Gitter hängt und uns seine Bauchseite zeigt, ist von dem fehlenden Bein gar nichts zu sehen, wurde also weit oben abgetrennt.

Arme Socke, da muss er noch eine Menge üben. Er kann den Ast, auf dem er sitzt nicht gleichzeitig benagen, da muss er mit den Flügeln ganz schön rudern oder er plumst halt. Der Ast hängt aber weit unten in der Volie. Oben haben wir die biegsame Baumwollsitzstange angebracht. Da hält er sich ganz gut drauf und hat sich auch schon etwas geputzt.

Ich nehme mal an, mit dem Fressen ist das ähnlich wie bei Wellis. Morgen hat er sicher einpaar Körnchen geknackt. Momentan hat er keine Zeit dafür, weil er umherturnen muss

Ich täte nichts lieber als das, aber das geht hier im Wohnzimmer gar nicht, es ist weder vogelsicher, noch kann er hier irgendwo landen.
Ich könnte ihm in einem anderen Raum fliegen lassen, aber in diesen Räumen halten wir uns nie auf, er wäre dort so richtig, richtig allein.
Wo er jetzt steht, kann er zu den Wellis schauen. In der Wand vom Wohnzimmer zum Vogelzimmer haben wir große Scheiben eingesetzt. Er kriegt jetzt quasi immer "Besuch", wenn die Kleinen am Fenster futtern kommen. So hat er wenigstens noch etwas "Unterhaltung"
In der AV war er wohl mit Finkenvögeln zusammen. Fliegende Gesellschaft kennt er also.
Meine Wellis erschrecken noch ziemlich, wenn er in der Voli flattert, sie sehen ihn ja auch.
Über den Freiflug müssen wir uns also noch Gedanken machen, aber bis jetzt siehts schlecht aus.

Wir werden für den Lütten ein neues Zuhause suchen. Ich möchte meine Haltung auf Wellis beschränken.
Ich wollte ihn gestern dann nicht mehr mit der Kamera belästigen.

Ich hoffe, dass ich dann heute nach der Arbeit auch einpaar Körnerspelzen finde, denn dann ist das wichtigste ersteinmal geschafft!

Sobald ihr hier dann (hoffentlich) das Geschlecht bestimmen konntet, kann er dann auch in die Vermittlung gehen.
Schon jetzt in dieser Voliere stellen wir fest, dass er wesentlich mehr Platz braucht!

Daher hoffen wir, möglichst schnell, ein art- und behindertengerechtes Heim für ihn zu finden. In unserer Nähe wäre das natürlich super! Denn am liebsten wäre es mir, wenn er abgeholt wird. Ich hab jetzt schon Bammel davor, wenn ich dieses "Riesentier" (bin ja nur Wellis gewöhnt) aus der Voliere fangen müsste

Vielleicht kann ich ihn ja schon ein bisschen beschreiben, dass ihr Hinweise auf das Geschlecht bekommt. Im Prinzip ist er wildfarben, wenn ich das mit anderen Fotos vergleiche. Er ist also dunkelgrau mit gelbem Kopf, rotem Wangenfleck und weißen Flügelrändern.
Allerdings hat er am Hinterkopf einpaar weiße Punkte. Die Schwanzfedern sind auch alle grau ohne auffällige Musterung.

Bisher gibt er aber nur Ruflaute von sich oder faucht halt, von Gesang kann also noch nicht die Rede sein.

Vielleicht könnt ihr ja schon eine Vermutung äußern bezüglich des Geschlechts oder mir einen Hinweis geben, wo ich noch genauer hinschauen müsste.

Ja ich denke, das wird so sein Aber ein Foto gibts trotzdem noch. Die muss ich für die Vermittlung ja sowieso noch schießen.
Mal sehen, was Henry dazu sagt

So nun gibt es Bilder von Henry! Ist diese Schnabelfärbung normal oder hat er da nen Bluterguss??
Mit dem Fressen klappts noch nicht so recht. Ich musste ihm eine Zuckerstange reinhänger *augenroll* Die scheint er zumindest zu kennen. Über Kohi watschelt er einfach drüber. Kurz hat er mal im Napf gepickt, 2, 3 Körnchen. Trinken tut er, aber davon hält man ja kein Gewicht oder die Verdauung am Laufen...

Ans selber backen habe ich auch schon gedacht, aber er ist ja jetzt gerade erst 2 Tage da, deshalb gebe ich ihm noch etwas Zeit für die Futterumstellung. Die Knabberstange dient jetzt erstmal nur zum Überleben, dass er quasi überhaupt etwas frisst. Im Napf hat er nun auch schon etwas gepickt. Also er weiß, wo was ist. Ich werd ihm noch einen Napf neben seinen Lieblingssitzplatz hängen. Er hat sicher Schwierigkeiten, sich in den Napf zu beugen. Er hat aber auch Futter am Boden.

Nach meiner letzten Antwort gestern hat er die Stange dann auch etwas ausgiebiger bearbeitet. Daher sind wir ganz zuversichtlich.

Der vkTA ist natürlich unsere erste Anlaufstelle, sobald uns etwas an ihm auffällt.
Ich muss mich nur auch ersteinmal mit dem Nymphensittich an sich etwas genauer beschäftigen. Beispielsweise habe ich keine Ahnung, wie der Kot aussehen sollte usw. Wir arbeiten also daran

Abends hat er dann auch zum ersten Mal seine Haube aufgestellt, da mussten wir richtig lachen, weil er so witzig aussieht damit. Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen!

Mit Henry sind wir wieder ein Stückchen voran gekommen. Nicht nur, dass er schon sehr gute Aussichten auf ein neues Zuhause hat und in einpaar Tagen vielleicht schon umzieht.
Nein, wir haben ihn nun auch vernünftig zum Fressen bringen können. Er hat nochmal ein Brettchen direkt neben seinen Lieblingsplatz bekommen, auf dem nun ein kleiner Tonnapf steht. Außerdem haben wir seine Knabberstange noch mal umgehängt, so dass sie nicht mehr so stark wackeln kann, wenn er dran knabbert.
Das hat ihm so gut gefallen, dass er dann kurze Zeit später eine halbe Stunde nur gefressen hat. Nicht nur an der Stange sondern auch ganz besonders auf dem Napf. Endlich!! Dabei hat er dann ganz witzige Geräusche gemacht (sorry, ich kenne das Lautrepertoire von Nymphen nicht) und klang eigentlich ziemlich zufrieden. Gekrönt wurde das ganze mit dem Klopfen auf dem Napf. Mein Mann hat gedacht, Henry hat den Presslufthammer ausgepackt.
Den Kot finde ich etwas zu gelb, also könnte die Leber etwas belastet sein. Das kann aber auch an dem Hungerstreik liegen. Wenn Henry im neuen Zuhause ist, wird er durchgecheckt und dann kanns ja quasi nur noch weiter bergauf gehen.
Mein Mann hat noch erzählt, dass er wohl schon ein Jahr ohne Partner ist und ihm solange wohl auch schon das Bein fehlt. Dann liegt die Unbeholfenheit wohl eher an der neuen Umgebung, wobei er dabei auch täglich sichtbare Fortschritte macht!

Am genialsten sind aber wirklich die Lautäußerungen. Wir sind jetzt definitiv Nymphen-Fans

Henry wird zusehends gelassender. Gestern musste er kurzzeitig vom Wohnzimmer in den Wintergarten umziehen.
Wir wollten zum Fußball unser Raclette anschmeißen. Gott sei Dank ist mir noch rechtzeitig eingeschossen, dass das ja mit Henry zusammen im Wohnzimmer gar nicht geht!
Also hatten wir die Wahl, den Fernseher samt Antenne usw. abzubauen oder eben die Voliere wegzustellen. Aufgrund des Aufwands hat Henry dann den kürzeren gezogen.

Er lag gerade gemütlich auf seinem Liegebrettchen, als wir die Voliere angehoben haben. Interessanterweise hat er sich nicht vom Fleck gerührt. Kein wildes Umherflattern oder ein Absturz! Gekonnt hat er die Wackelbewegungen ausgeglichen und fand sich dann in dem schönen hellen Wintergarten wieder.

Ich glaube er fand es dort gar nicht so schlecht, es ist schön grün drum herum und sehr hell. Leider kann er dort nicht dauerhaft stehen, weil es dort tagsüber doch sehr warm wird, trotz automatischer Makise.
Aber vielleicht fällt uns dort noch etwas ein, ein Fenster vergittern oder ähnliches, denn dort könnte er sogar Freiflug bekommen... Auf den Gedanken war ich bisher noch gar nicht gekommen...

Hallo!
Ich wollte mal den neuesten Stand zu Henry berichten.
Seine Vermittlung wird ersteinmal ausgesetzt. Aus eigener Erfahrung im Wellibereich weiß ich, dass es Monate dauern kann, bis man ein gutes neues Zuhause finden kann, dass auch die Bedürfnis der Behinderung erfüllen kann. Daher haben wir uns entschieden, die Priorotäten ersteinmal umzustricken, denn Henry soll nicht noch länger allein sein.

Wir sind dabei eine Außenvoliere zu errichten, die er bis zum Herbst (zum Überwintern ist sie nicht geignet) beziehen kann. Dazu haben wir uns um weibliche Gesellschaft bemüht und eine Dame für uns reserviert, die wir dann in den nächsten Tag holen können. Sie ist auch allein und daher passt das doch ganz gut.

Nach der Zusammenführung sehen wir dann weiter, wie das "Händling" mit den beiden so läuft und was für sie zukünftig das beste ist.

Nebenher laufen AV-Planungen für die Wellis. Ob, wie und wann wir die umsetzen, wird sich in der nächsten Zeit auch herrausstellen. Dort würden die beiden dann miteinziehen können.

Also Henry bleibt erstmal hier, bekommt eine Dame, darf bald wieder fliegen und somit ist das wichtigste ersteinmal geregelt
Alles weitere schauen wir dann in der nächsten Zeit!