Heute in unserer lokalen Tageszeitung
Haustier des Tages
" Der Wellensittich
Ich bin ein Wellensittich mit einem trostlosen Schicksal: Die Menschen wollen mich das Sprechen lehren und halten mich ohne Artgenossen. Als Schwarmvogel vermisse ich meine Freunde schmerzlich. Spiegel und Plastikvogel sind kein Partner-Ersatz! Versteht ihr, was für ein elendes, verlorenes Leben das für mich bedeutet? Guckt euch im Film wilde Wellensittichschwärme in Australien an: So möchten wir leben, stets umgeben von munteren Artgenossen, die unsere Sprache sprechen. Dann fühlen wir uns geborgen und sind verknügt. Das beflügelt uns, unsere Talente auszuleben und unsere Charaktere zu entwickeln. Wir Wellensittiche sind Papagaienvögel und wollen uns viel beschäftigen, am liebsten mit dem Schnabel. Durch Schnäbeln pflegen wir uns gegenseitig und genießen diese Zärtlichkeit sehr. So versichern wir uns unsere Zuneigung immer aufs Neue. Wie Nagetiere knabbern wir ausdauernd an Holz und arbeiten gerne am Futter, zum Beispiel an Grasrispen, Samenständen, frischen Zweigen, Salat und andere Nahrungspflanzen.
Als Nomaden fliegen unsere freien Verwandten in großen Schwärmen von oft mehreren hundert Mitgliedern täglich etwa 25 Kilometer weit in den weiten Baum- und Graslandschaften unserer Heimat. Auch uns gezüchteten Wellensittichen liegt die Unternehmungslust im Blut. Ihr seht, wir brauchen Platz sehr viel Platz und Beschäftigungsanteize, um glücklich zu leben. Wie für andere gehaltene Vögel gilt auch für uns: Ein großes Freiflugzimmer mit Zugang zu einer Außenvoliere alles geräumig und vielseitig strukturiert würde unserem Drang nach Bewegung und Beschäftigung entgegenkommen. Weil auch wir krank werden können, müsst Ihr gut aufpassen, ob der Schnabel zu lang wächst, das Gefieder nicht mehr schön ist oder wir müde und lustlos herumsitzen oder Durchfall bekommen.
Quelle: Schwäbische Zeitung -Karin Ulrich- "
Ein sehr aufschlussreicher und schön geschriebener Beitrag zum Tierschutz
der eine Verteilung verdient hat.