Spritzen selber geben?

  • Selber Spritzen geben?
    Der Gedanke, einem Nymphensittich selber eine Spritze in die Brust zu geben erscheint zunächst schockierend.
    Aber wenn man etwas darüber nachdenkt, erkennt man, dass die Spritze viele Vorteile hat, besonders bei der Antibiotikabehandlung:
    - Man kann das AB sehr viel genauer unter Berücksichtigung des Körpergewichtes dosieren.
    - Man ist sicher, dass die angestrebte Menge auch wirklich im Vogel gelandet ist.
    - Bei einigen Anwendungen von AB ist es sinnvoll, dass das AB nicht durch den Verdauungstrakt geht.
    - Der Vogel wird wesentlich weniger gestresst.
    Die ersten drei Aspekte sind medizinisch bedeutend, der letzte ist es für das Verhältnis zwischen Vogel und Halter. Wer mal 10 Tage lang morgens und abends versucht hat, seinem Nymphie was in den Schnabel zu tropfen, weiß wovon ich rede. Da wird der zahmste Nymphie zur Furie und kämpft wie um sein Leben (dabei wollen wir ihm das ja gerade retten). Selbst Nymphies, die man sonst Problemlos in die Hand nehmen kann, wollen gegen ihren Willen nichts in den Schnabel lassen. Das zeigt m.E., dass es weniger das Fangen und Festhalten ist, was Nymphie stört.
    Für eine Spritze wird Nymphie kurz von einer Person gegriffen, ein Tuch wird über Kopf und Augen gehalten, die zweite Person pustet die Federn an der Brust etwas zur Seite oder tastet nach dem Brustbein und dann ein kurzer Pieks mal links, mal rechts etwas neben dem Brustbein , kurz drücken und fertig. Den Pieks kriegt Nymphie gar nicht mit, weil die Nadel dünn wie ein Haar ist.
    Was kann schief gehen, eigentlich nichts.
    Nun sagen viele, sie würden schon weiche Knie bekommen, wenn sie eine Spritze nur sehen. Das geht mir auch so. Aber wenn man die Spritze erst mal in der Hand hat, ist es ja relativ sicher, dass man sie nicht selber bekommt :D. Man kann sich entspannen und die Spritze als das betrachten, was sie ist: ein Werkzeug.
    Wer mit Messer und Gabel essen kann, kommt auch mit einer Spritze klar! Trotzdem ist es sehr beruhigend, die erste Spritze unter Aufsicht des Tierarztes zu geben.
    Sprecht mit eurem Tierarzt über das Thema und berichtet, wie er das sieht.

    Viele Grüße


    Addi

    Einmal editiert, zuletzt von Addi ()

  • Ich muss ehrlich sagen, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre als Halter mit der Spritze zu arbeiten. Grundsätzlich stimme ich dir in den Vorteilen zu. Die medizinische Versorgung ist damit einfach besser und sicherer.
    Trotzdem hoffe ich natürlich, dass es nie soweit sein wird bei meinen Tieren. :D


    Ich habe noch eine Frage - wie tief muss die Spritze gesetzt werden? Bzw. gibt es eine Gefahr, wenn man die Spritze zu flach / zu tief oder sonstwie falsch ansetzt?

  • Hallo Addi,


    ich halte es für kritisch, das Selber-Spritzen so anzupreisen wie Du es tust.
    Viele Halter können ihre Nymphen kaum festhalten, wenn sie nicht zahm sind. Die meisten sind nicht fähig, den Vögeln die richtige Menge Medi in den Schnabel zu geben (ich weiß wovon ich rede, ich halte seit 20 Jahre Vögel und trotzdem bekomme ich immer wieder alles um die Ohren gespuckt, weil ich nicht fest genug gehalten habe...).


    Das falsche Hantieren mit einer Spritze kann das Tier schwer verletzten.


    Wer die Möglichkeit hat, an einem toten Nymph zu über, ok, aber als unerfahrener sein geliebtes Tier zu spritzen, werden die wenigsten Leute hinbekommen...


    Grüße, Annika

    Annika


    mit Pigwidgeon, Spring, Shanti, Jadzia, Jonathan & Francis, Charly und Lali
    und Sydney und Artorius, die beiden besten Nymphen der Welt, für immer im Herzen

  • Ich würde den ersten Beitrag nicht als Anleitung verstehen und würde auch nicht nur nach Anleitung im Internet loslegen.
    Addi schrieb "die erste Spritze unter Aufsicht des Tierarztes zu geben" - alles Andere wäre verantwortungslos, ich denke da sind wir uns einig.


    Klar, wer seinen Vogel nichtmal fixieren kann, darf auch nicht mit Spritzen hantieren. Bei dieser Selbsteinschätzung sollte jeder Halter kritisch sein. Wenn ich aber in der Lage bin meine Vögel fest genug zu halten (ohne planlos zu drücken, weil ich nicht weiß wie :rolleyes:), dann kann man es zu zweit durchaus versuchen. Ich reiße mich bestimmt nicht darum, meine Vögel zu spritzen. Aber wenn es um ihre Gesundheit geht, würde ich mich überwinden.


    Ein Medizinstudent lernt übrigens schon in den ersten Wochen Spritzen setzen.

  • Addi hat schon mehrmals in Krankheitsfällen auf das Selberspitzen verwiesen. Da ich diese Möglichkeit vorher nicht kannte (und auch aus dem Bauch heraus erstmal komplett abgelehnt habe), habe ich ihn gebeten dieses Thema in einem seperaten Thread anzusprechen. Vielleicht gibt es ja Halter, die bereits ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich denke es ist eine Diskussion wert. :smile:


    Wenn wir wieder einen dramatischen Krankheitsfall im Forum haben, können wir zumindest auf die Möglichkeit verweisen und auch auf diesen Thread, wo Vor- und Nachteile, sowie Vorraussetzungen aufgezählt werden.


    Ob ich selber es schaffe würde, kann ich nicht sagen. Ich kann einen Nymphensittich so fixieren, dass er nicht mehr wegkommt und auch nicht beißen kann. Gleichzeitig mit der zweiten Hand eine Spritze setzen würde ich auf keinen Fall. Zu zweit halte ich es nicht für unmöglich.


    Es muss aber auch jeden klar sein, dass man dafür Erfahrung im Umgang mit Vögeln haben sollte.

  • Ich glaube Cougar hat die Bedenken gegen das Spritzen, die wohl jeder so hat, auf den Punkt gebracht:
    - Es ist schon fast unmöglich einen nicht so zahmen, zappelnden und beißenden Nymphie so festzuhalten, dass man ihm Medizin in den Schnabel geben kann. Wie soll man da eine Spritze geben?
    Ganz einfach: Man hält ihn mit einer Hand im Fixiergriff. Wenn man ihm dann gewissermaßen das Licht ausschaltet indem man ihm ein Tuch über Kopf und Augen legt wird sich der Vogel beruhigen, weil er nichts bedrohliches mehr sieht. Es ist doch die Spritze für die orale Eingabe die ihn so in Panik versetzt wenn wir ihm damit vor dem "Gesicht" rumfuchteln. Von der Spritze merkt er kaum einen Pieks. Die Nadel ist hauchdünn. Stecht sie euch selber mal in den Finger wenn ihr mir nicht glaubt :D. Ich würde es auch immer nur mit einer zweiten Person machen.
    - Ein falsches hantieren mit der Spritze kann den Vogel schwer verletzen!
    Wie denn? Wenn man ihm die Spritze nicht gerade ins Auge sticht (und da ist ja das Tuch vor) könnte ich mir als schlimmsten Fall höchstens vorstellen, dass man die Nadel abricht. Man müßte sie dann halt vom TA entfernen lassen. Aber daran stirbt der Vogel nicht. Ganz anders sieht es aus, wenn man bei der oralen Eingabe die Luftröhre erwischt.
    Aber die Nadel geht nur ein paar mm unter die Haut und der Brustmuskel ist groß und unter ihm ist größtenteils das Brustbein. Man setzt die Nadel ja dicht neben dem Brustbein an.

    Viele Grüße


    Addi

    5 Mal editiert, zuletzt von Addi ()

  • puhh, allein bei der Vorstellung schüttelt es mich..Nadeln in einen Körper stechen....huaaaa...

    Auf der anderen Seite hat Addi schon recht, ich selber musste Leusel mehrere Wochen lang täglich einfangen und ihr ein AB in den Schnabel geben, da kann Spritzen auch nicht schlimmer sein.


    Wenn es dem Tier hilft würde ich versuchen meine Nadelphobie zu überwinden...man müsste halt ein paar mal an etwas "ähnlichem" üben, und sich alles gut vom TA zeigen lassen. Besser als tägl zum TA zu düsen, oder das Tier stationär aufnehmen zu lassen...


    Trotzdem bekomm ich ne Gänsehaut wenn ich dran denke....

    Viele Grüße von der fliegenden Schwarzwaldbande sowie der Futtergeberin Alex

  • Hmm, also ich könnte mir schon vorstellen, meinen Tieren selbst eine Spritze zu geben, allerdings bei den Schweinen eher als bei den Vögeln, da die Schweine handzahm sind und einiges über sich ergehen lassen.


    Aber auch bei einigermaßen zahmen Vögeln würde ich das machen. Ist bestimmt besser als jedes mal den Vogel zum TA zu transportieren. Außerdem... wenn man sieht, wie die Tiere häufig vom TA festgehalten werden und dann die Spritze da irgendwie reingerammt wird (kenne ich leider von meinen Schweinen so).


    Da ich selber Diabetikerin bin und mich seit 18 Jahren mehrmals täglich spritze, beherrsche ich das bestimmt besser als die meisten Ärzte!


    Aber natürlich sollte man sich auf jeden Fall vorher vom Arzt die genaue Technik bzw. richtige Stelle zeigen lassen. Und wenn man auch nur die kleinsten Bedenken bzw. Angst hat, sollte man es dann vielleicht doch lieber vom TA machen lassen.


    Aber ansonsten finde ich das ganze schon eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen sollte. Und so schlimm es es auch gar nicht, eine Spritze zu setzen. Wenn man das ein paar mal gemacht hat, geht das ganz einfach.