Fehlverhalten?

Ich habe Ralle hier. Er kam mit 4 Jahren zu uns nachdem Caju den schrecklichen Unfall hatte.

Zu seiner Geschichte:

Wohnzimmerbrut, Eltern wurden abgegeben da sie angeblich rupften. Er ist allein unter Hunden groß geworden. Seine Henne hat man wieder abgegeben, da er sich eben nicht so richtig verhalten hat.

Handaufzucht mit Angst vor Händen. Er ist immer noch sehr unsicher und auch manchmal ängstlich. Pünktchen hat ja nun diverse Handycaps und kann nicht so wie er möchte. Distanzverhalten zu Pünktchen null. Aber sie mögen sich auch wenn Pünktchen manchmal für eine Auszeit dankbar ist. Ich weiß nicht wo der Trigger ist aber manchmal dreht er total durch. Greift Pünktchen und uns an, fliegt auf die Hand um sofort wieder abzuhauen aber erst beißt er noch zu. Dann hilft manchmal nur ihn im Käfig zu tun, nach ein-zwei Stunden kommt er dann wieder runter.

Er hat keinerlei Sozialverhalten gelernt, mit den anderen kann er nichts anfangen, zu Anfang konnte er sich nicht mal verständigen, außer das er sie manchmal wie aus heiterem Himmel auch verhaut. Erziehungsmaßnahmen werden mit Bissen quittiert.

Er wird nie ein normaler Nymph werden aber ich versuch ihm wenigstes etwas Lebensfreude zu geben. Du brauchst sehr viel Geduld und die wird ordentlich strapaziert.

Ralle bekam sofort nach den negativen Testergebnissen Freiflug und ist seitdem auf Pünktchen fixiert.

Alles kann, nichts muss........

Zitat von Vanny

Er scheint NICHTS zu kennen. Kein richtiges Spielzeug, kein Nymphieverhalten, wirklich nichts!!! Die Leute haben angeblich seit 30 Jahren Nymphies.

Ich will den Leuten nichts unterstellen, aber gerade von denen, die bei mir im Umfeld schon lange oder vor langem Nymphen hatten , hat sich deren Haltung im Lauf der Zeit auch nicht geändert - sie sind auf dem alten Stand ihrer ersten Haltung geblieben.
Die Möglichkeit, dass diese Leute ihre Vögel immer noch so gehalten haben, wie es vor 30 Jahren als normal galt, musst Du zumindest in Betracht ziehen, und dass solche Leute mitunter auch ganz anders als wir Schwierigkeiten haben, das Verhalten ihrer Vögel zu lesen.

Zitat von Vanny

Er beißt sich zwischendurch leicht in die Füße, als wenn es ne Frust Übersprungshandlung

Das kann es sein, muss es aber nicht.

Es kann auch körperliche Ursachen geben.
Bei Mumm ist es der Ringfuß und ich dachte lange, er sei nur frustriert, weil er nicht wie die beiden anderen Hähne mit ihren zu großen Ringen den Ring zum Putzen nach oben übers Gelenk schieben kann (Zumal das Bein durch Kükenrachitis auch noch kürzer ist als das der anderen. ) Das ist es bei ihm auch noch, aber es ist auch sein am stärksten von Arthrose betroffener Fuß - manchmal kommt dieser Bereich beim Röntgen nichtmal mit aufs Bild, sodass ich das bei ihm erst im heftigen Arthroseschub mit 8 Jahren festsgestellt habe, er muss die Beschwerden aber schon Jahre gehabt haben

(Die Fehlstellungen, die dazu führten, hatte er von Küken an).

Zitat von Vanny

und zeigt in meinen Augen auch sonst teilweise Dinge die irgendwie frustriert wirken.

Ist es ein Wunder? Wenn die Henne Handaufzucht war und nichts von ihm wissen wollte, wenn ihn die Menschen möglichwerweise auch nicht verstanden haben, bzw. möglicherweise mit ienem Haltungsverständnis von vor 30 Jahren an ihn herangegangen sind, dann verwundert es mich nicht.
Nach dem, was Du mir noch zusätzlich berichtst hast, befürchte ich zudem , dass es bei ihm im Freiflug kaum oder keine Beschäftigungsmöglichkeiten gab, und er die letzte Zeit vielleicht auch kaum noch oder gar nicht mehr im Freiflug war.....
Das wäre noch weniger, als mancher Einzelvogel mit einem dafür fast ständig für ihn verfügbaren Menschen hat (ohne daran irgendwas schönreden zu wollen ), und kann einen Frust bis kurz vor aufgeben erklären.

An dem was Du schreibst , sehe ich aber auch positive Aspekte.
Er selber ist keine Handaufzucht, also nicht derart massiv fehlgeprägt. Sondern hat sich nur vergeblich um eine fehlgeprägte Henne bemüht.

Wenn es ihm gelingt, seine Frustration zu überwinden und nach den ganzen Jahren noch Neues zuzulassen , KANN er also zurückfinden zu einem ganz normalen Nymphendasein (vorausgesetzt , er wurde damals nicht extrem früh an diese Leute abgegeben, sondern konnte noch etwas im Schwarm lernen) .
Im Prinzip sogar , ohne aggressiv gegen Menschen werden zu müssen, das wird die Zeit zeigen.

Meine eigenen Hähne sind nun alle fehlgeprägte Handaufzuchten , und alle drei haben Kindheitstraumata , die bei allen sehr mit verschiedensten Verlustängsten verbunden sind, bei einem noch zusätzlich mit heftiger Mobbingerfahrung.

Diese Ängste werden sie komplett wohl nicht mehr ablegen können, aber untereinander haben sie ein klein wenig mehr Frieden gefunden.

Verlustängste haben sehr sicher auch in Bountys Leben eine Rolle gespielt,, aber er hat nicht diese massive Fehlprägung.
Und das macht alles möglich , dass es ein sehr langer Weg kleiner Schritte wird, Dinge wiederzuentdecken, die es nur sehr früh in seinem Leben gab oder dass es plötzlich klick macht, wenn er merkt, er ist angekommen, und er kann seine Ängste so gut wie möglich ablegen.

Edit: Noch ist Muffin für ihn ja auch noch unerreichbar. Ich bin gespannt, wie es wird, wenn die beiden richtig zusammen auf Freiflug gehen.

Pulsatrix

Momo hat uns 2 Jahre lang auch so angeflogen. Er durfte letztendlich nur noch auf den Kopf, nicht auf die Schulter. Wir hatten Kapuzenpullis an um uns kurzfristig die Ohren abdecken zu können. Auf was er austickte, habe ich leider nie rausgefunden. Aber es wurde besser als wir seine Blutwerte gesenkt hatten (Leberschaden).

Vanny

Bei mir hat Sternchen von Momo gelernt sich etwas Nymphen typischer zu benehmen. Jetzt lernt sie von Marvin und er dagegen Vertrauen von ihr.

Ich drück dir die Daumen, dass es sich bei euch auch noch besser einspielt!

Zitat von danisahn

uns kurzfristig die Ohren abdecken zu können. Auf was er austickte, habe ich leider nie rausgefunden.

Ohrenzwicken kann mein Momo auch, er macht es allerdings dann, wenn ihm das Näpfefüllen nicht schnell genug geht.
Blutigbeissen macht er mit nackten Füßen, und da hat er Gründe: dort wo er zwischenzeitlich war und ihm sein erster Partner fortgenommen wurde , stand er im Minikäfig während Renovierungsarbeiten auf dem Fußboden , und die um ihn herumrennenden Beine und Füße , während er dort nicht fort konnte , müssen ihm massiv Angst gemacht haben.
Bei mir ist er so weit, dass er erst droht, sodass Zeit bleibt, sich die Socken anzuziehen. Das ist im Hochsommer zwar nicht schön, aber von seiner Seite absolut nachvollziehbar.

Und es macht ebenso nachvollziehbar, warum traumatisierte Vögel Dinge tun, die wir erst einmal nicht verstehen. (es war Zufall, dass ich das mit dem Käfig auf dem Boden mitbekommen habe, und da schon versucht habe, zu intervenieren - seine Leute dort konnten sich überhaupt nicht erklären, warum er ihre Füße blutig beißt)

Die Daumen sind gedrückt!

Vanny, genau so ging es mir auch. Ich dachte nicht, dass es Problem e geben würde. Und nun habe ich das Theater hier...

Dauer Getrennthaltung

Zitat von Vanny

Heute war er das erste Mal mir gegenüber schon frech und hat ins Gitter gehackt, ich weiß nur nicht genau, wieso er das getan hat, ich glaube er war einfach nur verunsichert

Das kann schon sein, Mumm und Momo machen das nicht selten - es ist ja ihr Rückzugsraum .
Aggressiv gegen mich sind beide im Freiflug nur in sehr speziellen Situationen , Momo, wenn seine Fußphobie greift, Merlin nur, wenn er auf Plastikeiern sitzt und ich seine Gittertür öffne..
Aber natürlich ist kein Vogel wie der andre, und ich kann Deine Sorgen verstehen.
Und drücke die Daumen, dass es gut zwischen den beiden läuft.

Das klingt doch schon mal sehr gut!

Nur Geduld, das wird alles noch. Er ist noch nicht richtig angekommen. Ihr wachst weiter zusammen

Momo wurde mit der Zeit auch ruhiger. Durch seine offensichtliche Krankheit konnte ich mich ihm nicht langsam nähern, er musste regelmäßig zum Doc und ich mir meine Gunst bei ihm damit ruinieren.

Nehmt euch die Zeit wenn es geht.

Zitat von Vanny

Denni kann ich deine Geschichte irgendwo in einem Thread nachlesen oder magst du sie mir erzählen?

Nein, die habe ich nicht erzählt. Es war ja noch bevor ich dieses Forum übernommen hatte und ich wollte mich nicht dem Shitstorm stellen.
Zur Zeit bin ich gesundheitlich und dadurch auch mental in einem Tief. Aber wenn ich da wieder raus bin, erzähl ich es Euch vielleicht mal.

Wir haben zwei Paare in getrennten Volieren mit getrenntem Freiflug. Klingt so kompliziert wie es ist. *seufz*

Ich finde, bislang klingt das doch alles ganz gut:
Ich drücke die Daumen, dass es eine schöne Beziehung zwischen den beiden wird.

Vanny , wie läuft es mittlerweile mit den beiden?

Hast Du dich nicht im Namen vertan und er heißt Ralle?

Ich weiß immer noch nicht ob er eifersüchtig auf mich oder auf Pünktchen. Er fliegt mir, aber auch Peter auf die Schulter beißt in die Wange oder den Hals und haut blitzschnell wieder ab.

Ich spreche mit Pünktchen, er greift sie an und dann mich. Nicht jeden Tag aber es gibt Tage da rastet er aus. Dann hilft nur Pünktchen in Sicherheit bringen und ihn in die Voli sperren.

Zitat von Pulsatrix

Hast Du dich nicht im Namen vertan und er heißt Ralle?

..., vielleicht heißen sie beide ja Momo ?... Dahnisans Momo war da ja unschlagbar, aber meiner hat in Bezug auf Mumm auch seine Verlustängste nicht im Griff und wird immer öfter wütend auf mich und hackt auch mal zu.
Kann einfach passieren bei besonders Hähnen, die Fehlprägung und oder Verluste/Traumata erlebt haben,.

Es sind einfach arme Socken, das darf man nie vergessen,
Aber ich habe den Eindruck, dass die Weißköpfe, wenn sie so etwas erlebt haben , eher zu einem aggressiven Umgang damit neigen (mein Merlin ja auch schon lange) als die Gestörten anderer Farbschläge.

Bei meinem Momo kamen Schmerzen dazu, die ihn noch mehr aggressiv gemacht haben. Als das behandelt wurde, wirde er etwas ruhiger. Es blieb aber ein Thema. Bei Freiflug nur langärmlig und mit Kapuze im Raum sein. Auf die Schulter wurde tabu. Auf die Hand durfte er nicht, nur auf den Unterarm. Durch die Fliesjacje hat er uns zb nicht mehr zwicken können.

Abgewöhnen konnte ich es ihm nicht. Nur erträglicher machen. Mich hat er im Laufe der Zeit in Wellen immer weniger angegriffen. Die Kids wurden erst weniger attackiert als auch sie einige seiner Macken akzeptiert hatten. Ohne Kontakt zu uns während des Freiflugs, wurde er wieder garstiger. Das wurde also unser Mittelweg. Ärmel, Kapuze und Hilfe bei Unfällen (er hat immer weiter abgebaut und hatte schon beim Einzug aus dem Tierheim die kaputte Hüfte.

Ich weiß, das hilft dir nicht. Tut mir leid.

Vielleicht wissen die Profis hier mehr, ich hatte sonst nur entspannte Tiere, vor und nach meinem Momo. Ich konnte ihn nicht umerziehen, eher akzeptieren und rechtzeitig vor Angriffen ablenken auf anderes.

Meine Erfahrung ist, wenn geht ignorieren bzw Abwehren, oder Stubenarrest, aber nicht länger als 40 - 60 Min. Wenn Ralle Pünktchen angreift und es wird zu grob dann kommt erst stand de pede ins Separee.

Nach 1 h hat er sich beruhigt und dann benimmt er sich normal. Er geht mittlerweile allein in die Voli, akzeptiert das Pünktchen getrennt schläft (in Sichtweite, da sie nach den Amputationen nicht so 100 pro auf der Stange oder Brettchen sitzt) Und wenn er Stubenarrest bekommt nimmt er es nicht übel sondern freut dann sein Pünktchen wieder zu haben.

Im ganzen ist er händelbar. Die Aggressivität ist Angst und nicht wissen was passiert. Die Angriffe erfolgen meistens, wenn ich Pünktchen in Sicherheit vor ihm bringen will.

Du kannst Bounty nur zeigen das ihm seine Henne nicht weggenommen wird wenn sie bei euch ist indem Du ihn immer wieder mit einbeziehst. Ihm zeugen das Muffin nichts passiert. Stubenarrest gibt es auch nicht mit schimpfen sondern ganz ruhig (Ralle hört aufs Pfeifen) und nur wenn es ganz schlimm wird.

Er hat null Sozialverhalten gelernt und ist Menschen aufgezogen worden die keine von Vögeln vor allem nicht von Jungvögeln. Seine Eltern sollen angeblich gerupft haben (er war schon älter und hätte bestimmt bald das Nest selbstständig verlassen) und wurden weg gegeben. Er ist allein unter Hunden aufgewachsen und wurde abgeben da er die Hunde laufend belästigt hat.

Eine Handaufzucht die Angst vor Händen hat und zwar so große das er nur auf den Arm oder Schulter kommt. Eine Henne die sie angeschafft hatten wurden wieder abgegeben weil er sie attackierte. Ralle kennt nur das man andere Mitbewohner anbettelt, nicht um Futter sondern um Krauleinehieten. Hat er wahrscheinlich bei den Hunden auch gemacht. Es wurde sich, als er in die Pubertät kam, wahrscheinlich gar nicht mehr viel um ihn gekümmert. Seit Käfig stand in der Küche neben der Spüle oder wurde auf die Terrasse gestellt. Kein Spiel und Knabber zeug, da er es ja sowieso nur kaputt machte. Keinerlei Abwechslung.

Außer Pünktchen ignorieren ihn alle Anderen.

Zitat von Vanny

Irgendein Training?

Clickertraining ist immer gut, um Vertrauen zu schaffen Momo war in der Zeit, in der ich regelmäßig dazu gekommen bin , auch etwas ausgeglichener.

Aber Du solltest Dich auch nicht wegen jedem kleinen Anzeichen von aggressivem Verhalten verrückt machen lassen, nur weil die Vorbesitzer gesagt haben, er sei so und so.
(dann hätte ich mich entsetzlich vor dem damaligen Füßeblutigbeisser Momo fürchten müssen).

Momo und Mumm zoffen sich im Freiflug regelmäßig , und sind in ihrem Chillquartier ein Herz und eine Seele, ein wunderbares , sich innig kraulendes Liebespaar.

Sowohl Momo als auch Merlin zwicken mich auch regelmäßig, wenn ihnen etwas nicht schnell genug geht, auch das nehme ich nicht ernst (denn jede Reaktion wäre eine Bestätigung und damit ein Verstärker dieses Verhaltens) - es ist einfach etwas anderes, als wenn sich eine panische Henne beim Fangen im Finger festbeißt, (die Stelle von Maya tut von letzter Woche noch weh, obwohl der Biss durch ein Tuch ging)

Aber wenn Du so etsetzlich viel Angst vor einer Aggression von ihm hast, kann Dir eventuell dieses Buch helfen, sein Verhalten richtig einzuordnen, und so damit umzugehen, dass Du es nicht noch unabsichtlich verstärkst (was bei Aggressionen sehr schnell gehen kann)

Leider habe ich es selber immer noch nicht, sodass ich Dir mehr dazu sagen könnte, aber ich kenne etliche, die es empfehlen: http://www.vogelecke.de/buch.html

Edit: Ich habe mir jetzt den Download des Buches besorgt. Natürlich konnte ich es noch nicht lesen, aber für sehr konkrete Probleme, die sich mithilfe dessen, was drin steht, nicht lösen lasssen, gibt es dort auch einen Link zu einer Beratungsgruppe, - ich würde vermuten , dass die Autorin da auch mit berät.
Dass ich ihn hier nicht so einfach poste, liegt daran, dass ich ihn sonst noch nirgends gesehen habe. Vielleicht ist Aufnahmevoraussetzung, eben an einem Seminar der Autorin teilgenommen zu haben oder das Buch gelesen zu haben, um mit einem bestimmten Grundverständnis da hineinzugehen. Aber das ist jetzt Spekulation meinerseits.