Von der Kükenrachitis über die Fuß-und Beinfehlstellung zur viel zu frühen Arthrose

  • Dies ist nicht nur ein Krankenbericht, sondern auch wieder mal ein Plädoyer gegen gewollte Handaufzuchten!
    Zum zweiten Mal innerhalb von anderthalb Monaten war ich heute mit Mumm (wildfarben) und seinen Weißkopfbodyguard Momo in der Vogelklinik, diesmal, um den beim letzten Mal gestellten Diagnosen für beide genauer auf den Grund zu gehen.
    Von Momo ist schnell berichtet: Seine kahlen Stellen unter den Flügeln wurden das letzte Mal schon en passant (eigentlich gings nur um Mumm) als Rupfen diagnostiziert - nachdem er sich dann zwischenzeitlich einen Blutkiel aufgebissen hatte und von andren Kielen die Federfahnen abgekaut hatte, wurde es Zeit, sich das jetzt genauer anzuschauen.
    Dass er sich auch noch die Beinfedern rupft, hatte ich tatsächlich nicht bemerkt.
    Organische und Hautauffälligkeiten konnten nicht festgestellt wurden, eine frühere Verkapselung eines Bisses am Flügelbug hatte sich ins Nichts aufgelöst.
    Bis aufs Letzte hatte ich fast nichts andres erwartet.
    Momo war selbst als Küken gerupft worden, er rupfkaut seit Jahr und Tag seinem Partner eine beginnende Liebesglatze, und er ist als Handaufzucht für Verhaltensauffälligkeiten prädestiniert.
    Ich werde damit leben müssen und kann nur hoffen, dass es sich nicht ausweitet.


    Doch jetzt zu Mumm:
    Schon als er viel zu früh zu mir kam , hatte er eine leichte Innendrehung der Zehen und schien irgendwie "tiefergelegt".
    Seine anfängliche Ungeschicklichkeit machte ihn evt. mit zum Mobbingopfer seiner zwei Brüder. (über deren Nichtsozialisation als Handaufzuchten hinaus)
    Erst nachdem sie hier waren, und ich die HP des "Züchters" weiterverfolgte, wurde recht deutlich , dass sich die Zuchtanlage einerseits wohl im Keller befand, andrerseits die Brutpaare schnell nach Fortnehmen der Küken zur Handaufzucht schon zur nächsten Brut angesetzt wurden - ich weiß nicht, wieviele Jahresbruten sie durchziehen mussten......



    Dass das auf die Kalziumversorgung schon ab Ei geht, verwundert nicht. (Und die Eltern rupfen lässt, wie nicht nur bei Momo, auch nicht)
    Mumm hatte das Pech, der letzte seines Geleges zu sein und damit das wenigste Kalzium im Ei abbekommen zu haben.
    Was zu verbogen verformten Zehen-und Beinknochen führte und einer leichten Wirbelsäulenverformung, wie das heutige Röntgen zeigte. Auch eine mangelnde Nistkastenhygiene kann laut Dr. Legler das Problem noch verschärft haben, wenn den Kleinen Kotklumpen an den Füßen hängen. Dass von drei Nestgeschwistern aber nur der Jüngste diese starken Fehlstellungen hat, lässt den Hauptgrund schon in der mangelnden Kalziumversorgung ab Ei vermuten.



    Dass eine solche Fehlstellung zu unnatürlichen Belastungen der Gelenke führt, ist plausibel, dass ein erst 8.jähriger Vogel schon derart üble Arthrosen dadurch hat, ist todtraurig.
    Ich hatte lange ausser seiner anfänglichen Tolpatschigkeit nichts gemerkt. Dann war mir die Innenrotation seiner Zehen stärker aufgefallen, ohne dass er Beschwerden zu haben schien.



    Vor anderthalb Monaten dann trat er plötzlich mit dem linken Fuß nicht mehr auf, hielt ihn ein paar Millimeter über dem Boden mit gerade ausgestreckten Zehen.
    Da er gleichzeitig Kotabsatzprobleme hatte, befürchtete ich eine Organschwellung oder einen Tumor, der in den Bauchraum und auf den Nerv drückte.
    Wochenende natürlich, ich begann mit Laktulose, sein Kot wurde etwas besser, am Montag dann zur Untersuchung in die Klinik.



    Natürlich stand bei der Röntgenuntersuchung der Bauchraum im Vordergrund - aber da war nichts. Stattdessen ein stark arthrotisches Kniegelenk. Allerdings auf der andren Seite, nicht der mit dem nicht aufgesetzten Fuß. Die Ärztin vermutete , dass er das Kniegelenk rechts zu einer Schonhaltung links und dort dann zu einer Überbelastung geführt habe.
    Die Schmerztherapie mit erst Traumeel, dann Celebrex zeigte Erfolge, die Zehe allerdings schien weiter Probleme beim Krümmen zu machen.
    (die Kotabsatzprobleme waren vermutlich Mumms Neigung, wenig zu trinken, aber viel Mineralpülverchen zu sich zu nehmen geschuldet)


    So war es naheliegend, wo Momo jetzt gecheckt werden musste, noch einmal gezielt auch Mumms Zehen und Füße zu röntgen, die auf dem letzten Bild nicht drauf waren.
    Und sie zeigten genau das.
    Das in sich Verbogene ebenso wie die Arthrosen auch dort in den Gelenken, am schlimmsten besagte Zehe, bei der Doc schon nur nach dem Röntgenbild vermutete , dass sie gar nicht mehr voll krümmmbar sei. Zusätzlich machte er auf altem wie neuem Röntgenbild auch in der linken Hüfte noch eine Arthrose aus, die seine Kollegin nicht gesehen hatte. .
    Da Mumm gestern mal wieder mehr geschont hat, bekommt er erstmal noch weiter Celebrex, das aber nicht zur Dauermedikation werden soll. Weiterhin das von dort verordnete Rodicare Artrin mit Glucosamin, Chondroitin, Teufelskralle und noch einigen andren Bestandteilen.
    Gegen eine Weitergabe des Traumeel hatte Dr. Legler nichts einzuwenden, die gerade begonnene Gabe von Hagebuttenpulver , mit dem Korvimin gemischt übers Futter gepulvert, hat er ausdrücklich befürwortet.
    Fakt ist aber auch, es geht dabei allenfalls um eine Verlangsamung des Prozesses. Durch die Verkrümmungen und Fehlstellungen, werden die Gelenke weiter fehlbelastet und werden sich weiter arthrotisch verändern.
    Mumm bezahlt damit den Preis für die damals noch recht verbreitete Meinung, Handaufzuchten hätten es leichter im Umgang mit Menschen, und einem "Züchter" dem es damals schon auf Masse ankam. (mit Preisen, die man für "Klasse" zahlt)
    Dass dies alles eine grad verschärft zunehmende Tendenz ist: Handaufzuchten , teils sogar schon vor Futterfestigkeit abgegeben, , Massenzüchter, aber auch das "Brütenlassen" ohne Brutvorbereitung und damit oft mit Kalziummängeln , macht es umso notwendiger, Fälle wie die von Mumm präsent zu machen (und er ist kein Einzelfall).
    Ein so junger Vogel (er ist 8 Jahre) mit so starker Arthrose, das ist etwas, das wirklich nicht sein müsste.



    (Bild: Mumm und Momo zu dem Zeitpunkt, als Mumm richtig üble Schmerzen hatte)

    Die Chaostruppe: Momo :flug: Mumm :flug: Merlin :flug: Motte :flug: Maya :flug: und ihre Federlose
    Unvergessen: Murmel, Tweety, wo immer Ihr seid - Lucky :engel: 2015?-2016, ewig im Herzen <3 Merline :engel: (2005-2013) <3
    Und in fassungsloser Trauer um Minim ;(
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    Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast
    Saint-Exupéry

  • Karine, ich bin gerade sprachlos. Alles Gute für euch, soweit das machbar ist.


    Ich brauche etwas mehr Ruhe und weniger Wut, auch auf mich selbst. Dann schreibe ich mehr zu Momo. Das zu lesen fühlt sich an wie ein Déjà-vu.

    Schöne Grüße
    Dani mit Putzi, Sternchen, Rocky und Moritz