Abschied wie lange?

  • Hallo an Alle,


    ich habe eine nicht so schöne Frage: heute Nacht ist meine eine kleine Henne plötzlich verstorben. Sie wurde 17 Jahre alt und war entsprechend lang verpaart.


    Ich habe sie jetzt noch den ganzen Vormittag liegen lassen, damit sich ihr Mann verabschieden kann. Doch stattdessen hält er Totenwache, weicht nicht von ihrer Seite. Was meint ihr, wie lange sollte ich sie im Zimmer lassen? Was ist vernünftig?


    Traurige Grüße
    Rossini

  • Oh, nein, das tut mir leid.
    Ich selber kann Dir da auch wenig zu sagen.
    Ich würde sie wohl so lange dort lassen , wie es unter hygienischen Gesichtspunkten vertretbar ist (bei uns ists noch recht warm, das ginge wohl nicht sehr lange- ich würde wohl in so einem Fall meinen Tierarzt fragen, wie lange das vertretbar ist. )
    Frisst und trinkt er denn in der Zeit? Das wäre ein weiterer wesentlicher Gesichtspunkt.
    Vielleicht dann fortnehmen, wenn es dunkel wird bei ihm?
    Aber ehrlich, ich weiß es es nicht.
    @Denni, @danisahn, @Zvirata, ihr seid diejenigen, die das Thema in den letzten Jahren hattet, wie habt Ihr das gehandhabt?
    Ich markiere mal auch unsere weiteren Stammuser @Sylvie, @Christy , @marion............


    Edit: Spielt sich das in der Voli ab oder in einem Vogelzimmer?
    Wenn Voli, vielleicht kannst Du sie ausserhalb der Voli "aufbahren", wenn er zuverlässig in die Voli geht?
    Und dann im Dunkeln fortnehmen?


    Wildvögel machen das ja auch sehr oft so mit dem Wachen, aber da werden dann in der Nacht Aasfresser kommen, die den Toten fortnehmen.... ?

    Die Chaostruppe: Momo :flug: Mumm :flug: Merlin :flug: Motte :flug: Maya :flug: und ihre Federlose
    Unvergessen: Murmel, Tweety, wo immer Ihr seid - Lucky :engel: 2015?-2016, ewig im Herzen <3 Merline :engel: (2005-2013) <3
    Und in fassungsloser Trauer um Minim ;(
    __________________________


    Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast
    Saint-Exupéry

    Einmal editiert, zuletzt von karine ()

  • Oh Mensch, das tut mir sehr leid. :trost:


    Also wir hatten unseren Cuckoo ja nach monatelangem Kampf erlösen lassen. Ihn unserer Darleen dann noch mal zu zeigen war ein großer Fehler. Viele hatten uns geraten es zu tun. Aber Darleen war so geschockt, dass sie ab dem Punkt sehr viel scheuer uns gegenüber war.


    Im Nachhinein betrachtet ist es aber ein Unterschied, ob das Tier im Beisein des Partnervogels verstirbt oder tot wieder gebracht wird.


    Darleen rupft wieder sehr viel mehr, seit Cuckoo tot ist.
    Ist ja auch klar, dass man verstört ist, wenn einem jemand gut zuredet mal zu kommen und zu gucken und dann bekommt man die Leiche eines geliebten Wesens gezeigt.
    Ich würde das nie wieder machen. :/ Ich schäme mich sehr dafür ihr das an getan zu haben.


    Aber unsere Situaton war anders. Das Mal davor war der Tierarzt bei uns zu Hause um die SPike damals zu erlösen. Er war aber nicht vogelkundig. Auch das würde ich so nicht mehr machen.
    Und davor war uns der Vogel über Nacht verstorben und der Partnervogel war dabei.
    Ich hatte unseren über alles geliebten Eddi aus dem Käfig genommen, als ich ihn am Morgen fand.


    Aber in Deiner Situation würde ich jetzt den verstorbenen Freund raus nehmen.

  • Vielen Dank für Eure lieben und ausführlichen Antworten.


    Meine Nymphi´s sind Nachts im Wohnzimmer in einem großen "Schlafkäfig". Tagsüber haben sie Freiflug. Gestern Abend wollte Cindy schon nicht in den Käfig und ihr Partner Flocke hat daher auch nicht im Käfig geschlafen, sondern auf dem Vogelbaum. Gefunden habe ich sie jedoch heute früh auf dem Käfig, da muss sie in der Nacht noch mal hingeflogen sein.


    Ich habe heute Nachmittag die kleine Maus aus dem Zimmer gebracht, da Flocke die ganze Zeit bei ihr gesessen hat und daher auch nichts gefressen hat. Er hat sie sogar zwischendurch angefaucht und angestuppst, weil sie sich nicht mehr bewegt hat. Danach fing er an zu trällern und dann sehr laut/intensiv zu rufen.


    Mittlerweile sind alle Nymphis im Käfig und haben gefressen. Er ruft und sucht sie die ganze Zeit. Gerade ist er extrem unruhig, klettert wild im Käfig umher und sucht und ruft sie. Viel von Euch kennen das wahrscheinlich leider auch. Zum Glück ist er ja nicht alleine, fünf weitere Nymphis sind ja auch noch da. Trotzdem ist es herzzerreißend.


    Liebe Grüße
    Rossini

  • Ja, das ist immer schlimm.
    Die armen Mäuse.

  • Er hat sie sogar zwischendurch angefaucht und angestuppst, weil sie sich nicht mehr bewegt hat.

    Das ist nicht ungewöhnlich - sie versuchen, den Partner aufzuwecken, und manche tun das recht rabiat.
    Und oft nicht nur der Partner, sondern auch die übrigen Schwarmmitglieder. Das hab ich schon von vielen HalterInnen mitbekommen . Nur eben nicght , wie lang.


    Ich kann Dir das Ganze mal von einem Wildvogel erzählen, und dass ich finde, dort hat es absolut Sinn gemacht:
    Das Amselmännchen fiel mir auf, als es nach seiner Henne suchte.
    Ich hatte sie auch schon ein paar Tage nicht gesehen, dachte aber, es läge daran, dass sie brütet....


    Jetzt fing ich auch an zu suchen. Es stellte sich heraus, dass sie ein Anflugtrauma gehabt hatte, zum Tierarzt gebracht wurde, und dort leider verstorben ist. Er hatte sie noch in Kühltruhe, und ich durfte sie mitnehmen, um sie dem Partner zu zeigen und dann in "ihrem" Garten zu beerdigen.


    Der Partner ist nicht direkt zu ihr heruntergekommen, aber sah es sich alles vom untersten Zweig des nächstenn Baumes an. Auch er hielt Wache , und sang dabei leise.. Das ging mehrere Stunden. Es war unglaublich heiß, man konnte dadurch schnell sehen, dass sie tatsächlich tot war, .......


    Als ich meinte, er sei fort , begrub ich sie unterm Futterhaus.
    Er hatte es aber mitbekommen, denn die nächsten 2-3 Tage vertrieb er alle kleineren Vögel , die es wagten, die Platte unter dem Futterhaus zu betreten.
    Aber das tagelange Suchen war weg, seitdem er wusste, was mit ihr war.
    In ihrem Fall war es richtig, sie auch nach Abholung vom Tierarzt ihm nochmal lang genug gezeigt zu haben.
    Ich denke, es ist nicht zwingend artabhängig, sondern vogelindividuell, was das Richtigste ist.
    Ich hab auch von etlichen Nymphen gehört, für die die Verabschiedung das Richtige war.


    Natürlich nicht schön , dass er jetzt weiter sucht, .............


    Aber mal ehrlich, wir Menschen können den Tod zu Anfang ja oft auch überhaupt nicht wahrhaben, fühlen uns im schlechten Traum, aus dem wir gleich aufwachen, obwohl wir WISSEN, dass der tote Mensch oder Vogel tatsächlich tot ist,, und nicht nur fest schläft.


    Dieses zumindest ansatzweise Wissen ist für die Vögel aber schon wichtig, um sich auf einen neuen Partner einzulassen
    Nochmal das Amselbeispiel.


    Die beiden waren noch gar nicht so lange ein Paar. Im Winter war der vorherige Hahn gestorben, ich vermute im nachhinein, dass er die tote Amsel in einer Dachlawine war, sicher wusste ichs auch nicht.
    Als dann der neue Hahn ein leerstehendes Revier sah , war er begeistert - die Amselhenne nicht.
    Für sie war ihr Partner nur gerade nicht da, und sie hat den "Eindringling" mit Schnabel und Klauen fast auf Leben und Tod bekämpft, Es waren Wochen, die sich die beiden wirklich schwere blutige Kämpfe lieferten.
    Erst als im Frühling die Hormone aufflammten , wurden sie dann ein Paar.

    Die Chaostruppe: Momo :flug: Mumm :flug: Merlin :flug: Motte :flug: Maya :flug: und ihre Federlose
    Unvergessen: Murmel, Tweety, wo immer Ihr seid - Lucky :engel: 2015?-2016, ewig im Herzen <3 Merline :engel: (2005-2013) <3
    Und in fassungsloser Trauer um Minim ;(
    __________________________


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    Saint-Exupéry

  • Hallo Karine,


    vielen Dank, dass du dieses Beispiel so ausführlich aufgeschrieben hast.


    Mal schauen, ob die Hormone im Frühjahr bei meinen Nymphis das gleiche bewirken. Einseitiges Interesse war ja anscheinend schon vorhanden.


    Wir alle leiden wenn ein Vogel stirbt, einmal der Verlust für uns selbst aber auch weil man den Partnervogel nicht trösten kann. Da hilft nur die Zeit um zu akzeptieren was geschehen ist.
    Für mich wird das auch eine sehr lautstarke Zeit werden. Aber mit der Freude und der Liebe die einem die kleinen Racker schenken kommt unweigerlich irgendwann der Schmerz.


    LG Rossini

  • Hallo,


    das tut mir sehr leid für den Witwer und Dich. Ich habe es heute erst gelesen. Jeder Nymphie geht anders damit um. Ich habe sehr rührende Bilder von Abschiedsszenen gesehen, aber auch Angst und Verunsicherung. Nach einigen Stunden habe ich meist meine gestorbenen Nymphen vorsichtig weggenommen. Am schlimmsten war der erste Verlust, da Nico und Loulou zu zweit aus dem Tierheim zu mir kamen und ganz fest aufeinander fixiert waren. Dadurch war Nico ganz alleine, da die anderen Schwarmmitglieder dann erst sukzessive im Laufe der nächsten zwei Jahre zu mir kamen.


    Es ist gut, dass du mehrere Vögelchen hast. Und mit der Zeit wird sich alles einpendeln.

    Grüße von Sylvie & Nymphiebande
    ----------
    Loulou :engel: (01.01.2012) & Momo :engel: (15.12.2012) & Nele :engel: (26.04.2014) & Jipsi :engel: (03.12.2015) & Coco :engel: (02.04.2022) & Filou (30.01.2023)

  • Hallo Sylvie,


    kein Problem und danke das du dich auch noch gemeldet hast. Du hast Recht, wenn er alleine wäre, wäre es nicht auszuhalten.


    Also Mittwoch und Donnerstag war es wirklich schlimm. Ab Freitag wurde Flocke dann ruhiger und gestern Abend hat er dann die Single Henne angebalzt. Sie ist durchaus nicht abgeneigt. Bin mal gespannt, ob das was wird. Ich bin schon mal froh, dass Flocke wieder normal frisst.


    Es ist immer interessant, dass so ein Schwarmgefüge komplett durcheinander gerät und es einiges an Zeit braucht, bis alle wieder normal und ausgeglichen sind.


    Liebe Grüße Rossini