Hallo zusammen.
Ich bin ganz neu hier, weil unsere Familie (Mama, Papa, 6monate altes Baby und ehemaliger
Straßenhund) kurzfristig um ein Mitglied größer geworden ist. Seit gestern wohnt ein mindestens 24jähriger Nymphensittich Hahn bei uns und nun hoffe ich auf umsetzbare Ratschläge von euch, da die Situation ein tierisches und menschliches Dilema ist.
Wie es dazu kam, versuche ich euch kurz zu schildern.
Mein Mann bekam als Kind vor 24 Jahren vier Nymphensittiche. Diese hatten den ganzen Tag Ausflug in seinem Kinderzimmer und haben ihn quasi seine Kindheit über begleitet. Bereits zu dieser Zeit war immer ein Spiegel im Käfig angebracht Man wusste es eben nicht besser Mit der Zeit verstarben zwei der vier. Als mein Mann auszog und zur Bundeswehr ging, blieben die zwei Nymphensittiche bei seinen Eltern. Dort hatten sie dann immer weniger Ausflug und mit der Zeit wurde der Hahn immer aggressiver gegenüber dem zweiten, bis dieser vor Jahren auch verstarb
Der letzte Nymphi blieb also dort mit seinem Spiegel und irgendwie war mein Mann sich sicher, dass es ihm doch gut geht
Nun sind viele Jahre vergangen und wir wohnen wieder in der Nähe seiner Eltern und haben mehr Kontakt zu ihnen. Als wir sie vor kurzem besuchten, konnte wir beide nicht ertragen, was wir hörten und sahen. Der mittlerweile mindestens 24jahre alte Nymphensittich saß den ganzen Tag allein im Büro in seinem Käfig neben seinem Spiegel. Als wir das Zimmer betraten fing er aufgeregt an zu zwitschern. Uns brach es das Herz. Als mein Schwiegervater dann erzählte, dass sie nicht oft im Büro wären, weil der Vogel so laut sei und er ja soviel Dreck und Arbeit machen würde, war sofort klar, dass wir ihn dort weg holen müssen. Womit wir aber nicht gerechnet hatten war, dass meinen Schwiegerelten das überhaupt nicht recht war. Sie versuchten es uns regelrecht auszureden, den Vogel mitzunehmen. Nun, wir haben mit Engelszungen auf sie eingeredet und mit dem Versprechen ihn nicht wegzugeben, konnten wir ihn mitnehmen. Soweit so gut. Oder doch nicht?
Die Fakten:
Er sieht für sein Alter und die Bedingungen recht gut aus. Das Gefieder ist nicht gerupft. Allerdings wirkt er recht schmal an der Brust, was sicherlich mit der fehlenden Muskulatur zu tun hat. Seine Krallen sind ein Desaster. Die vorderen sind gut 1-1,5 cm lang Hierzu habe ich mir vorgenommen, dass wir sie mit der Zeit Stück für Stück langsam kürzen, da ich befürchte, dass die Blutgefäße und Nerven schon recht weit eingewachsen sind.
Ansonsten sitzt er die meiste Zeit neben seinem Spiegel. Gegen Abend versucht er natürlich diesen zu knabbern und hält den Kopf hin um selbst geknabbert zu werden das bricht mir fast das Herz. Dementsprechend aggressiv reagiert er auch, wenn man in den Käfig greift. Er will seinen Partner verteidigen. Soweit zu tierischen Dilema.
Jetzt wäre es sicherlich das klügste, einen Schwarm zu suchen und den alten Knaben dort versuchen zu integrieren. Wäre da nicht die "menschliche" Seite. Meine Schwiegereltern kommen uns nun wöchentlich besuchen und würden es uns wirklich übel nehmen, wenn wir den alten Kerl auf seine alten Tage abschieben. (Sensibles Thema bei alten Leuten ) Ich habe ihnen versucht zu erklären, dass es ihm mit dem Spiegel gar nicht gut geht, aber sie sind einfach nicht in der Lage das zu verstehen. Ich denke ihr kennt diese Sicht von unwissenden Haltern zur Genüge.
Die andere naheliegende Lösung wäre natürlich, dass wir hier bei uns einen Schwarm aufbauen. Aber da möchte ich ehrlich sein, da bin ich diejenige die sich damit nicht anfreunden kann. Ich hatte als Kind ein Nymphensittichpaar. Ich habe mich nie daran gewöhnen können, wenn sie umher fliegen. Dazu kommt unser Hund, den ich quasi den halben Tag aus unserem Lebensmittelpunkt aussperren müsste, denn er würde die Vögel bei Freiflug jagen. Ein extra Vogelzimmer können wir aus Platzgründen nicht einrichten.
Es ist für mich völlig selbstverständlich, dass wir versuchen, dem alten Knaben seinen Lebensabend so schön wie möglich zu gestalten. Ein neuer deutlich größerer Käfig mit artgerecht Einrichtung ist unterwegs. Ich würde ihm auch gerne eine ältere Henne, die vielleicht auch nicht mehr fliegen kann, dazu setzen. Aber alle (außer mir) sind sich sicher, dass er seinen Spiegel nicht eintauschen wird. Den kann ich ihm nach 24 Jahren aber auch nicht einfach wegnehmen. Dann geht er am Ende vor Trauer ein
Soweit unsere schwierige Situation. Ich weiß, wie die optimalste Lösung aussehen würde. Aber seht ihr irgendeine, unter den speziellen Bedingungen, akzeptable Lösung, dass er bei uns bleiben kann und es ihm trotzdem so gut wie möglich geht? Wäre für Beiträge von euch erfahrenen Haltern, die Vögel aus solch schlechter Haltung kennen, sehr dankbar.
Edit: noch ein Bild vom Kerlchen. Alle behaupten es sei ein Hahn. Was sagt ihr dazu?