Bericht Schnabelabriss / Türunfall

  • Dieser Bericht handelt zwar von keinem Nymphensittich, aber von einem dieser Unfälle, die ein Albtraum für Vogelhalter sind, unabhängig von der Art. Und ich möchte meine Erfahrungen gerne teilen um Mut zu machen, zu zeigen, dass auch in einem derart krassen Fall eine Euthanasie nicht unbedingt notwendig ist.


    Es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, da ist uns unser Kamikaze-Flieger Yoshi mit dem Schnabel in die Tür geraten. Der Unfall war meinem ältesten Sohn passiert, und wer weiß, wie Ziegensittiche fliegen können, wird ihm, so wie ich, glauben, dass er in dem Moment keine Chance mehr hatte, das zu verhindern. Das Kind war mit dem nahezu komplett abgerissenem Schnabel und einem echten Schock vor der Tür und der Vogel ohne Schnabel mit Schock und Schmerzen hinter der Tür. Der Tierarzt hat uns ein Schmerzmittel (Metacam) mitgegeben und den Schnabel versuchsweise wieder auf dem Schnabelbein befestigt.


    Das sah dann für ein paar Tage mit angeklebtem Schnabel so aus:



    Der Gewebekleber hielt nur eine Woche und wir mussten so über die Runden kommen:




    Die ersten Tage hab ich ihn gefüttert. Mit wilden Mischungen aus Handaufzuchtfutter, Obstmus, Zwieback, gemahlenen SB Kernen und anderen Saaten und überhaupt allem, was er irgendwie mochte. Die ersten 2 Tage saß er im Krankenkäfig, musste mich umständehalber dann zur Arbeit begleiten. Danach hatte ich zum Glück Urlaub und er konnte seinen gewohnten ganztägigen Freiflug haben. Er nahm das Futter freiwillig aus der Spritze, kam quasi zum "tanken" zu mir geflogen bzw. ich kletterte ihm hinterher, um ihn im "Fly-in" zu versorgen.


    Der Schnabel wuchs und wuchs... Wer die ganze Story nachlesen möchte, muss ggf. in einem anderen Forum gucken, das hochladen der Bilder dauert immer so lang 02,2 . Die Schnabelspitze wollte sich lange Zeit aber nicht so recht ausbilden. Doch was nun so aussieht, wie ein schiefer Zahn, ist ein voller Erfolg.


    Ziegenhahn Yoshi:



    Yoshi mit seiner Lieblingsnascherei Käse:




    Genial, oder???


    Bisher waren noch keinerlei Korrekturen notwendig. Nun bin ich echt gespannt, ob auch die letzten mm völlig ohne Schneiden/Schleifen die natürliche Form bekommen.

  • Das ist ja wirklich der Wahnsinn! Aber Unfälle passieren einfach, so schnell kann keiner gucken.


    Wie lange hat es denn ungefähr gedauert, bis er aus dem schlimmsten raus war? Das sieht auch richtig schmerzhaft aus.
    Aber wie das wieder nachgewachsen ist, das ist wirklich enorm!

  • Oh mein Gott!!! 8o
    Den Schock kann ich mir vorstellen!
    Das sieht aber auch bööööse aus....
    Aber ich mußte lächeln, als ich las, daß du ihn mit zur Arbeit genommen hast. Toll! :richtig:
    Und: Ich hätte gar nicht gedacht, daß das so nachwächst.
    Wie lange hat denn das gedauert?


    lieben Gruß, Claudia

  • Unsere Tiere sind Familienmitglieder, da wird gekämpft bis zum Schluss. Aufgegeben wird nur, wenn auch der Vogel aufgibt bzw. leidet und der TA keine Chance mehr sieht.


    Der Unfall mit Yoshi war unser bisher einziger - zum Glück. Man glaubt ja wirklich, an alles gedacht zu haben, aber dieser gelbe Kugelblitz hat uns eines besseren belehrt. Bei der Flugakrobatik nützen auch keine "Abstreifbrettchen" oberhalb der Türen, die versehentliches Einklemmen der Vögel verhindern. Yoshi hat sich im Sinkflug von der Seite durch den sich schließenden Spalt zu schrauben versucht und das so leise wie eine Fledermaus... Zack!


    Das Foto ganz ohne Schnabel war ja bereits 10 Tage nach dem Unfall und es sieht schmerzhafter aus, als es zu dem Zeitpunkt noch war. Das Schnabelbein trägt einen rauen Wundschorf, man kann das vergleichen mit einem abgerissenen oder gezogenen Fingernagel - falls da jemand schon mal, so wie ich auch, seine Erfahrungen machen durfte. Yoshi hat etwa eine Woche Metacam bekommen, danach kam er ohne prima zurecht.


    Ein paar Tage konnte er wirklich nur breiförmige Nahrung zu sich nehmen, aber sein Ehrgeiz war enorm. Er war nach 3 Wochen Breikost bereits in der Lage, auch gemahlene Körner mit trockenem Handaufzuchtfutter selber aufzunehmen und hat wieder und wieder versucht, Saaten zu entspelzen, was dann immer besser funktionierte, auch ohne Schnabel.


    Passiert ist der Unfall übrigens am 20. Dezember 2007... ein ganzer Schnabel braucht also ein ganzes Jahr!

  • Das ist ja echt heftig, ich weiß garnicht mit wem ich mehr mitgefühl habe, mit deinem Kind oder mit Yoshi. Ich kann mir schon vorstellen wie dich dein Kleiner da gefühlt hat. Hat das eigentlich arg geblutet unmittelbar nach dem Unfall?


    Toll das ihr ihn wieder so gut hin gebracht habt. Ist echt erstaunlich was Vögel alles überwinden können wenn die Besitzer sich darum bemühen.

    Viele Grüße von :nymph1: Melvyn & Mäuschen, :nymph2: Gino :nymph3: Gwenny :nymph4: Fabius, Sammy, Dorie und natürlich von :flug: mir

  • Zitat

    Original von 484tina
    Das ist ja echt heftig, ich weiß garnicht mit wem ich mehr mitgefühl habe, mit deinem Kind oder mit Yoshi. Ich kann mir schon vorstellen wie dich dein Kleiner da gefühlt hat. Hat das eigentlich arg geblutet unmittelbar nach dem Unfall?


    Toll das ihr ihn wieder so gut hin gebracht habt. Ist echt erstaunlich was Vögel alles überwinden können wenn die Besitzer sich darum bemühen.


    Mein Sohn war völlig fertig, er ist auch derjenige, auf dessen Schulter man Yoshi auf dem einen Foto sitzen sieht. Die beiden haben ein Frühstücksabkommen ;). Es hat geblutet, ja, aber weniger, als man vielleicht annehmen würde. Es quoll sozusagen flächig aus dem Schnabelbein hervor und trocknete dann, so dass Yoshi eine Art Blutkuchen im Gesicht trug. Da war mir aber nicht nach fotografieren, ich hab ihn nur geschnappt und wir sind zum Doc. Der TA hat diesen Glibberknubbel dann entfernt und den mitgebrachten abgerissenen Schnabel auf das saubere, nicht mehr blutende Schnabelbein aufgeklebt und mein Sohn hat die Transportbox mit dem "reparierten" Vogel höchst erleichtert wieder zum Auto zurückgetragen.

  • 8o Das sah ja böse aus!!
    Schön das es dem Süßen jetzt wieder gut geht! :smile:
    Solche Unfällt passieren wirklich ganz schnell, doch das direkt der Schnabel abbricht - ich glaube ich würde einen totalen Herzkoller kriegen! :ohnmacht:

    Liebe Grüße von mir - Laura - die Nymphielos geworden ist!

    Einmal editiert, zuletzt von Laura ()

  • Wir haben über der Tür im Vogelzimmer ein "Abstreifbrettchen", welches ein versehentliches Einklemmen auf der Tür sitzender Vögel verhindert (sie werden vorher runtergeschubst ;)). Wenn aber ein Vogel mit libellen- oder kolibriartiger Flugtechnik seitlich und mit doppeltem Rittberger noch den Schlitz mitnehmen will, nutzt das gar nichts. Während sich ein Nymph bis auf einige geschicktere Ausnahmen auf eine Käfig-/Volierentür setzt und reinklettert, ist einem Ziegensittich keine Luke zu klein um mit angelegten Flügeln einfach einzufliegen wie eine Biene in den Stock.


    Der Schnabel war sozusagen abgestreift, nicht gebrochen.