Medikamente über das Trinkwasser

  • Nymphensittichen Medikamente zu geben ist besonders bei nicht handzahmen Vögeln ein Problem. Als Halter ist man deshalb froh, wenn der Tierarzt ein Medikament zur Eingabe über das Trinkwasser verordnet.
    Tierärzte machen das aber oft wider besserem Wissens weil sie meinen, dem Halter das Einfangen und Festhalten des Vogels nicht zumuten zu können.
    Die Eingabe von Medikamenten über Trinkwasser oder Futter ist bei Nymphensittichen aber nur in wenigen Einzelfällen sinnvoll und ungefährlich!
    Vitamine, Mittel zur Unterstützung der Leber, zur Regeneration der Darmflora und Mineralien lassen sich ohne Probleme über das Futter oder meist über das Wasser geben, weil hier eine genaue Dosierung zweitrangig ist.
    Medikamente, bei denen eine genaue Dosierung eingehalten werden muss, d.h. der Vogel eine genau festgelegte Wirkstoffmenge bezogen auf sein Gewicht aufnehmen soll, können nicht über das Trinkwasser gegeben werden.
    Nymphensittiche sind an ein Leben in wasserarmen Regionen angepasst. Sie atmen so gut wie keine Feuchtigkeit aus und können ihrem Kot praktisch alles Wasser vor dem Ausscheiden entziehen. Sie trinken deshalb unregelmäßig und kommen auch längere Zeit ohne Trinkwasser aus. Zudem unterscheidet sich das Trinkverhalten von Nymphensittich zu Nymphensittich sehr.
    Eine Eingabe von Antibiotika über das Trinkwasser ist für Nymphensittiche deshalb nicht sinnvoll und gefährlich!
    Bei Antibiotika ist es von entscheidender Bedeutung, dass ein ausreichend hoher Wirkstoffspiegel erreicht wird. Wie soll das über das Trinkwasser möglich sein?


    Eine einigermaßen genaue Dosierung ist durch orale ("schnabulöse")
    Eingabe möglich. Das Problem ist, dass der Vogel gut festgehalten und die Behandlung auch durchgestanden werden muss. Selbst ein handzahmer Nymphie spielt meist spätestens am fünften Tag nicht mehr mit.


    Antibiotika sollten deshalb nach Möglichkeit vom Tierarzt über eine Spritze (i.m.) gegeben werden. Wenn die Art des ABs oder eine bestimmte Behandlung dem nicht entgegensteht, ist dies die sicherste und zuverlässigste Methode. Der Brustmuskel ist groß und die Stelle zum ansetzen der Spritze leicht zu finden. Die Nadel ist hauchdünn und muss nur wenige mm in den Muskel gestochen werden.
    Aber auch Spritzen selber zu geben ist durchaus möglich. Man kann sich das Spritzen vom TA zeigen lassen und wenn man das erste mal unter Aufsicht des Tierarztes die Spritze setzt, ist man auf der sicheren Seite. Das kann eine AB-Behandlung stark vereinfachen, weil Fahrten zum Tierarzt entfallen und meist auch nur kürzere Zeit AB gegeben werden müssen, weil das AB zum Spritzen höher dosiert sein kann. Auch wird die Darmflora weniger in Mitleidenschaft gezogen.


    Begleitend bei jeder Antibiotikabehandlung sollte eine gründliche Untersuchung, Erregeranzucht, Resitenztest, mikrobiologische Erfogskontrolle und eine Nachbehandlung zur Wiederherstellung der Darmflora erfolgen.

    Viele Grüße


    Addi

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