Dauerndes Tschilpen, ansonsten wenig Interesse an anderen Dingen

  • Hallo Leute,


    Seit ca. 2 Monaten habe ich zwei neue Mitbewohner, ein Männchen und ein Weibchen (ich hatte vorher schon ein Paar, die aber beide gestorben sind und auch recht alt wurden).


    Der Hahn, Felix, tschilpt tagsüber alle paar Sekunden, ab und zu ist auch ein lauterer Ruf dabei. Dabei wird er immer nervöser und klettert wie ein Irrer im Käfig herum. Er ist in diesem Modus auch nicht ansprechbar. Mittlerweile hat er die Henne, Lucy, auch schon angesteckt, sie ruft mit.


    Das macht mich wahnsinnig. Das einzige, was hilft, ist den Käfig mit einer Tischdecke zudecken. Dann beruhigt er sich mit der Zeit. Ich muss mich aber, bis er sich beruhigt hat, absolut still verhalten, sonst ruft er weiter.


    Die beiden könnten auch aus dem Käfig raus und sich umschauen, nur haben sie daran kein großes Interesse. Das einige, was sie ab und zu mal tun, ist auf dem Käfig sitzen. Einen Hirsekolben fressen sie irgendwann mal, ebenso wie Knabberzweige. Sie sind nicht so sehr daran interessiert - im Gegensatz zu meinen früheren Vögel, die konnte ich damit locken.


    Zum Hintergrund: Felix habe ich von einem Bekannten mit einer Voliere. Ursprünglich hatte Felix einen Welli als Partner, so wurden sie im Tierheim abgegeben. Von dort hat sie mein Bekannter geholt. In der Voliere haben sich beide wohl problemlos eingewöhnt. Vor einiger Zeit ist der Welli gestorben ... jetzt war er der einige Unverpaarte, deshalb habe ich ihn auch bekommen.


    Die ersten paar Tage war er allein, nichts gegessen, ganz laut geschriehen. Dann habe ich Lucy von einem Züchter geholt (sie ist tatsächlich jung). Seitdem frisst Felix. Er ruft aber stattdessen.


    Ich habe alle möglichen Bachblüten schon ausprobiert, vor allem Honeysuckle gegen Heimweh. Das nützt alles nichts. Habt ihr eine Idee, woran dieses Tschilpen und Desinteresse liegen könnte?


    Gruß, Birgit :nymph4:

  • Hallo Birgit, herzlich willkommen. :wink:


    Wie jung ist denn der "junge Nymphensittich"? Wenn er noch nicht geschlechtsreif ist, dann kann Dein Nymphie mit Ihm tatsächlich gar nichts anfangen und fühlt sich nun vielleicht nicht mehr ganz so allein, ruft aber trotzdem nach einem Partner, denn den stellt der Jungvogel für ihn in keinster Weise dar...

  • Hallo Fräulein G.,


    Lucy, die junge Dame, ist laut Züchter ca. 2 Jahre alt. Als ich sie frisch vom Züchter gebracht und in den Käfig gesetzt hatte, hat Felix sie angebalzt, seitdem aber nicht mehr. Sie hatten auch schon Sex miteinander, aber in letzter Zeit hat sie ihn nicht mehr gelassen. Er singt auch nicht mehr, was er anfangs ab und zu getan hat. Joey, mein verstorbener Nymphie, hat dagegen mehrmals am Tag lautstark gesungen.


    Könnte also was dran sein, dass sie für ihn zu jung ist.


    Was kann ich tun - außer warten, bis sie älter ist :huh: Sie vertragen sich ansonsten ja recht gut bzw. leben nebeneinander her und lassen sich in Ruhe.

  • Also mit 2 Jahren ist sie reif genug und sie hat sich ja mit ihm eingelassen. Wie alt ist er?Vielleicht fehlt ihm wirklich den Kontakt zum Welli, dass er einfach durch die Fehlprägung anders als "normale" Hähne ist und das der Dame nicht passt! Die Hennen sind oft im Bezug auf Partner seehr eigen!Habe hier auch so ein gemischtes Pärchen im Schwarm!Er tickt einfach anders , als die anderen Hähne!Bis sich solch eine Fehlprägung resozialisiert, dauert einfach sehr lange, wenn es überhaupt klappt!
    Vielleicht wäre in einem gemischten Schwarm von Nymphis und Wellis, besser aufgehoben! Sie lassen sich zwar in Ruhe, aber ein erfülltes Nymphileben ist das für Beide ja nicht! Sonst habe ich keine Idee, was du unternehmen könntest!

  • Nein, mit einem Jahr sind sie volljährig, zu jung ist sie nicht für ihn. Ich denke, die Frage ging eher in Richtung pubertierender Junghahn, der sich im Gesang ausprobiert.


    Es kann natürlich sein , dass er eine gewisse bis massive Fehlprägung auf den Welli hatte, dass er aber durchaus schon wusste, was mit einem Nymphenweibchen anfangen, stimmt hoffnungsfroh.Trotzdem kann es sein, dass er vielleicht auch in Schüben um den früheren Kumpel trauert..(?)


    Wenn Du mit Bachblüten arbeitest, hast Du es schon einmal mit Gentian versucht? Meines Wissens wird das bei Partnerverlust eingesetzt.


    Kann es sein, dass die Rufe Kontaktrufe sind? Dass sie sich gegenseitig vergewissern, dass der andere noch da ist?. Gerade ein Vogel mit Partnerverlust, mit Wohnortwechsel etc. der womöglich etwas sensibler ist, könnte den Verlust der aktuellen Partnerin fürchten, sodass er sich fortwährend ihrer Nähe und "Ansprechbarkeit" vergewissert? Nur eine Überlegung und sicher nur eine von vielen denkbaren Möglichkeiten.........


    Deckst Du den Käfig ganz zu in diesen Situationen? Dem eigentlichen Grund begegnest Du damit nicht, ich bin recht skeptisch, dass ihnen das nicht womöglich langfristig schaden könnte. Besser wäre u.U. , eine Seite /Ecke dauerhaft abzuhängen als Rückzugsort, aber so, dass sie entscheiden können, ob sie dort sein wollen oder nicht.


    Ganz einfach ist es wirklich nicht. Ich habe so ein Paar gekannt, da war die Henne schon auf Mensch fehlgeprägt, als der Hahn dazukam, sie haben nebeneinander hergelebt, und der Hahn hat geschrien, aber durchdringend. Auch sie wurden dann mit Tuch vor Volie, ich sags mal böse, ruhiggestellt, sind kaum herausgekommen, schön war das alles nicht.


    Ich denke, der Knackpunkt wird schon noch der frühere Wellipartner des Hahns sein, den er vermisst.
    Leider kann Trauer bei Nymphen auch länger dauern, zumal wenn es wie hier , ein artfremder Partner war (oft ist es ja dann auch der Mensch, auf den ein Vogel fehlgeprägt ist)


    Viel fällt mir da gerade nicht zu ein, ein gewisses Maß an Ablenkung, insbesondere an gemeinsamer Beschäftigung mit dem Weibchen.
    Ihnen einerseits Dinge anzubieten , die sie gemeinsam tun können, etwas Schreddern, eine gemeinsame Kolbenhirse bearbeiten.......
    und ihren Aktionsradius erweitern :



    Die beiden könnten auch aus dem Käfig raus und sich umschauen, nur haben sie daran kein großes Interesse. Das einige, was sie ab und zu mal tun, ist auf dem Käfig sitzen. Einen Hirsekolben fressen sie irgendwann mal, ebenso wie Knabberzweige. Sie sind nicht so sehr daran interessiert - im Gegensatz zu meinen früheren Vögel, die konnte ich damit locken.

    Zum aus dem Käfig herauskommen gehört ja nicht nur die geöffnete Käfigtür. Vielleicht renne ich da bei Dir offene Türen ein, da Du ja schon Nymphen hattest.


    Bei einigen (z.B. auch bei dem von mir geschilderten Paar), fehlen aber manchmal die geeigneten attraktiven Anflugmöglichkeiten, die überhaupt zum Verlassen des Käfigs bzw. seines Dachs verlocken.


    Bei mir gibt es vor allen Wänden in Überkopfhöhe (Sicherheitsbedürfnis) angebrachte Anflugstangen, auch über dem Kletterbaum, der dadurch immer mal etwas mehr, mal etwas weniger erkundet wird.


    Es gibt einen Platz an dem Fenster zum rausschauen, an den sich wie an die Spielmöglichkeiten auf dem Tisch einige mehr, andre weniger trauen, die beiden scheueren bevorzugen meist höheres, im Moment sogar alle.


    Diese hohen Landemöglichkeiten (im Plural) können zum Fliegen von einem Ort zum andren verlocken (gerade bei Zweigen mit frischen Blattknospen, sofern als ungiftig erkennbar), Spielplätze ebenso (Wühlkisten, Kork zum Schreddern u.ä.)


    Wenn all das vorhanden ist, bleibt es eine Frage der Geduld. Sowohl Fehlprägungen als auch Trauer - in diesem Fall spielt beides herein - brauchen Zeit, Ruhe, Geduld und Gelassenheit. Lass die beiden weiter ankommen, mach ihnen Angebote, aber dränge sie ihnen nicht auf.
    Mehr fällt mir erst einmal auch nicht ein.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass das erst einmal nicht leicht zu ertragen ist.
    Aber je gelassener Du selber mit der Situation umgehst, umso mehr vermittelst Du ihnen auch Gelassenheit und damit Sicherheit, die nächsten Schritte zu gehen, bzw. zu fliegen.


    Edit: Ich habe mich beim Schreiben mit Pips überschnitten. Auch ich war am Überlegen, kann eine Vergesellschaftung mit Wellis Sinn machen - oder ist er vielleicht auch gerade dabei, Vertrauen zum Weibchen aufzubauen, was man nicht tören sollte. Das vermag ich momentan nicht einzuschätzen.

    Die Chaostruppe: Momo :flug: Mumm :flug: Merlin :flug: Motte :flug: Maya :flug: und ihre Federlose
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    Saint-Exupéry

  • Ich habe jetzt den Hahn an seinen früheren Schwarm zurück gegeben, denn die Symptome der Trauer wurden immer deutlicher. Er wäre bei mir nicht glücklich geworden, und ich wollte meine Henne nicht mehr länger ausbremsen durch das Abdecken des Käfigs. Ich hoffe, dass ich für alle die beste Lösung gefunden habe.


    Vielen Dank für euren Beistand und die wertvollen Tipps.

  • Hast Du noch Kontakt dahin? lebt er wieder auf? sucht er vielleicht sogar den Welli-Kontakt?
    Wenn es ihm dort besser gehen sollte, wünsche ich ihm, dass er auch dauerhaft dort bleiben kann.


    Und Deine Henne? Hast Du schon einen anderen Hahn für sie oder suchst Du noch?

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  • Nein, ich habe keinen Kontakt mehr zu dem Ehepaar und möchte auch keinen mehr. Allerdings habe ich erfahren, dass der ehemalige Partner, der Welli, noch lebt. Diese selbsternannten Vogelexperten haben ihn jemand anderem überlassen. Seitdem soll der Nymphenhahn unangenehm in der Voliere aufgefallen sein, hat sich in bestehende Paare gedrängt etc. - Die Frau hat behauptet, das Dauertschilpen wäre Balzen und hat mich total runtergemacht, warum ich die beiden Vögel getrennt hätte! Ich solle ihnen nun auch die Henne überlassen.


    Er kam auch in einen gesonderten Käfig, nicht in die Voliere. Daraufhin hat er geschrieen.


    Ich hatte ja geschrieben:
    Der Hahn, Felix, tschilpt tagsüber alle paar Sekunden, ab und zu ist auch ein lauterer Ruf dabei. Dabei wird er immer nervöser und klettert wie ein Irrer im Käfig herum. Er ist in diesem Modus auch nicht ansprechbar. Mittlerweile hat er die Henne, Lucy, auch schon angesteckt, sie ruft mit.


    Ich hatte in den 25 Jahren mit Nymphensittichen, davon 3 Hähne, Balzen kennengelernt. Das war aber die falsche Antwort.


    Die muss mich für total bescheuert halten. Deshalb will ich auch keinen Kontakt mehr.

  • Ach, man.
    Das ist ja nicht erfreulich.
    Manches lässt sich aus der Entfernung natürlich nicht sicher sagen.
    Wenn die Hähne meiner Nymphenfreundinnnen balzen, klingt das ganz anders als meine. (und Merlin hat auch immer mal wieder einen Hormontunnelblick, der ihn für nix andres ansprechbar macht. )
    Aber ich habe erst seit 4 Jahren die geballte Erfahrung mit (gestörten) Hähnen, Du hast 25 Jahre Nymphenerfahrung.
    Selbst wenn es Balzen (und dann wieder Rufen gewesen ist) klingt es für mich (wie gesagt aus der Entfernung) eher danach, dass er seinen früheren Welli-Partner gesucht und gerufen hat.
    Aber das ist meine persönliche Meinung.


    Dass der frühere Partner, der Welli, doch noch lebt, und Du den Hahn unter dem Vorwand, er sei gestorben, bekommen hast, finde ich eine Schande.


    Natürlich raten wir jedem, einen Jungvogel artgleich zu verpaaren. Wenn sich aber im Schwarm artfremde Paare gefunden haben, ist das doch ganz etwas anderes, und ja, es kommt vor. Und dann sehe ich auch keinen Grund, sie zu trennen.


    Dass so ein Hahn dann zum Störenfried wird, ist eigentlich kein Wunder.
    Ich finde das Ganze unsäglich traurig für den Hahn.
    Statt Deine Henne einzufordern, statt ihn separat zu knasten, sollten sie ihn dorthin geben, wo der Partner ist. (Denn ihr Interesse an ihm scheint doch begrenzt?)


    Aber natürlich kann ich den Kontaktabbruch nachvollziehen. Manchmal geht es nicht anders. Dass sie jetzt Deine Henne haben wollen, ist so ein Punkt.


    Ich glaub, mehr sollte ich zu diesem Verhalten nicht schreiben, sonst werde ich unsachlich..............


    Aber was ist jetzt mit Deiner Henne? Bist Du auf der Suche nach einem neuen Hahn für sie, oder hast Du schon einen gefunden? Wie geht es ihr jetzt?

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  • Also ich hatte auch den Eindruck, er sehnte sich nach einem anderen Vogel als den, der mit ihm im Käfig war. Und auch ich hoffe, dass er mit seinem ex-Partner wieder vereint wird, dass dieses Ehepaar von selbst drauf kommt.


    Meine Henne bekommen sie natürlich nicht.


    Lucy, meiner Henne, scheint es soweit gut zu gehen. Sie ruft nicht und frisst auch ganz normal, sie scheint eher noch ruhiger geworden zu sein. Im Moment ist sie noch allein, aber ich habe vor, demnächst einen jungen Hahn einziehen zu lassen, entweder vom Züchter oder aus der Tierhandlung.


  • aber ich habe vor, demnächst einen jungen Hahn einziehen zu lassen, entweder vom Züchter oder aus der Tierhandlung.

    Gesellschaft für die Henne ist unabdingbar und duldet keinen Aufschub... :wink:
    und: von dem Erwerb in einer Tierhandlung rate ich dringend ab, denn das Unterstützt den Verkauf in Tierhandlungen weiterhin und bedeutet sehr viel Leid für viele viele Haustiere (Sie werden sehr häufig sehr jung von ihren Elterntieren getrennt. Sie sind meist nicht artgerecht untergebracht. Sie bekommen in der Regel keine ärztliche Versorgung. Der Kontakt zu Menschen ist immer mit Stress verbunden und sie können keine positive Erfahrungen sammeln etc). Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass ein Tier weder gekauft noch verkauft werden darf, denn es ist keine Ware (deshalb bin ich auch der Meinung, dass man keinen Züchter unterstützen sollte) und plädiere für das Abgabetier:



    - weil es zu viele Tiere gibt, die dringend ein neues Zuhause brauchen
    - weil man so die Möglichkeit hat, im Voraus Informationen über den Charakter der Tiere zu bekommen
    - weil das Geschlecht meistens bekannt ist (Züchter und Tierhändler geben gerne die Auskunft, die der Käufer hören will)
    - wer ein intaktes Paar sucht, der findet es bei den Abgabetieren schneller